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panther

Posted on 30.12.2021

Gleich zu Beginn des Buches, auf dem Weg in eine 4wöchige Erholung in das Maggia-Tal, kreisen Hannahs Gedanken um den Eichmann-Prozess und der Leser ist vom Beginn des Buches an gleich bei den Rückbesinnungen ihres Lebensweges dabei. In stetem Hin und Her zwischen Gegenwart und Vergangenheit erfährt der Leser vieles über das Leben, die Werke, die Freundschaften und Lieben der Hannah Arendt, aber auch über die Orte wie New York, Köln, Jerusalem, Zürich oder Rom, in denen sie gelebt und gearbeitet hat. So entsteht das Abbild einer Frau, das jedoch laut der Autorin keine Biographie ist. Aber durch das geschickte Verflechten von Tatsächlichem und Fiktivem wird eine kluge, mit offenen Augen durch die Welt gehende, in sich ruhende, einfühlsame aber auch dichterisch veranlagte Hannah Arendt vor dem Auge des Lesers lebendig. Allerdings sollte man schon die zahlreichen Personen aus ihrem Umfeld kennen, sonst fällt einem die Zuordnung bei den nur mit Vor- bzw. Kosenamen Bezeichneten doch schwer und der Lesefluss gerät ins Stocken. Hier hätte ein Personenverzeichnis wertvolle Dienste für den Leser leisten können. Alles in allem ist „Was wir scheinen“ eine lebendige und tiefgreifende Charakterstudie einer genialen Denkerin, die viele interessante Einblicke in ihre Privatsphäre gibt. Mir hat es eine Hannah Arendt nähergebracht, die mir so noch nicht bekannt war. Ich möchte das Buch hiermit gern weiterempfehlen und vergebe 4 von 5 Sterne.

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